Die Darstellung dieser Website ist mit diesem Browser nicht möglich
 
Wie wirken?

Wir tun eine Menge, den lieben langen Tag. Wir folgen Absichten, Wünschen, Strategien und Ideen. Wie viel davon bleibt Idee? Und wie viel wird Wirklichkeit? Wie wirken wir? Wirken wir? Und wie hängt das, was wir tun, mit dem zusammen, was um uns herum geschieht?

Leistung oder Wirkung?

Auf die Wirkung kommt es an. Auf das, was bleibt. Auf die tatsächlichen Veränderungen, die wir durch unser Tun anregen können. Zu sehr sind wir auf Leistungen fokussiert. Wie lange habe ich gearbeitet? Wie viel getan? Wie viele Gespräche geführt? Wie viele Produkte verkauft, wie viel Geld verdient? Das ist alles messbar, darüber können wir Rechenschaft ablegen. Aber die Annahme, dass viel zu leisten auch viel bewirkt, ist leider falsch.

Leistung haben wir unter Kontrolle. Wir können sie planen, messen und nachweisen. Wirkung aber entsteht in einem Wechselspiel von allen Kräften, die auf ein System einwirken. Hier kann der sprichwörtliche Flügelschlag eines Schmetterlings größere Folgen haben als die Dampfwalze – wenn er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ansetzt.

Ist es besser, zehn Brunnen zu graben als einen? Ist die Messlatte die Leistung, dann ja. Geht es aber um die Wirkung, sieht die Sache anders aus. Gibt es Begegnungen am Brunnen? Eine Wassergenossenschaft, die die Erhaltung finanziert? Werden Wege zum Brunnen repariert, die auch für andere Zwecke nützlich sind? Und so kann ein einzelner Brunnen weitaus umfassender und nachhaltiger wirken als zehn.

Die Königsdisziplin: Wirkung im größeren Zusammenhang

Wirksame Interventionen die entstehen, sind die Folge einfacher Lösungen, eleganter Ansätze, schöner Ideen. Sie kommen zur rechten Zeit und haben die Leichtigkeit, sich in ein gesamtes System einzuordnen. Sie sind nicht kopierbar, sondern entstehen aus dem speziellen Zusammenhang. Einmal ist ein Brunnen die richtige Lösung, ein anderes Mal ein Dorffest. Wer Wirkung erzielen will, muss daher in größeren Kreisen denken. Unser eigener Beitrag zur neuen Realität ist nämlich nur ein kleiner Faktor - und am Ende ist nicht präzise nachzuweisen, wer welchen Anteil an einer Wirkung hatte. Wer wirken will, muss also auch bereit dazu sein, zurückzustehen und die eigene Rolle nicht allzu wichtig zu nehmen.

Die globalen Herausforderungen wachsen von Tag zu Tag. Die Klimakatastrophe ist längst spürbar geworden, Biodiversität geht rasanter verloren als je zuvor. Und das, obwohl immer mehr Menschen immer noch mehr daran arbeiten, diese Herausforderungen zu lösen. Mit immer noch mehr Wucht. Bislang aber leider mit wenig Erfolg. Was hilft, sind Beispiele von kleinen Schritten, mit denen Menschen wirkungsvoll waren. Ein kleines, schüchternes Mädchen setzt sich Freitag für Freitag alleine mit einem handgemalten Schild vor das Parlament in Stockholm. Nie war die Aufmerksamkeit für die Klimakatastrophe weltweit größer als durch diesen eleganten, wirkungsvollen Schritt. Und darin liegt die hoffnungsvolle Aussicht. Bleibt uns nur, den nächsten kleinen Schritt in die richtige Richtung zu setzen.

 



kairos.or.at
Text: Martin Strele, Kairos – Institut für Wirkungsforschung & Entwicklung
Foto Übersicht: Angela Lamprecht
Portrait-Foto: Lucas Breuer