
Was bringt Kunst?
Und für wie viele
Und für wie viele
Weil Kunst mitten in die Stadt gehört hat Florian Gerer im Rahmen der POTENTIALe 2016 und 2017 seine Fotografien in Unterführungen ausgestellt – auf Papier gedruckt und an Wände gekleistert. Für alle.
Stadtraum ist der Raum, in dem sich alle treffen, unabhängig von sozialer Zugehörigkeit, Nationalität oder Geschlecht. Es ist tatsächlich der bedeutendste Raum für unterschiedlichste Begegnungen. Die Gestaltung dieses Raumes wird meist von einer bestimmten sozialen Schicht übernommen und ist regelmäßig fremdbestimmt. Werbungen werden toleriert, aber Street Art nicht. Meist gibt es ein klares Urteil darüber, was zur „Hochkultur“ addiert werden darf und was nicht. Interessant ist am Stadtraum jedoch genau diese oft verpasste Chance, dass unterschiedlichste Menschen Zugang zu Kunst erhalten. Was ist mit den Menschen, die von elitär anmutenden kulturellen Räumlichkeiten abgeschreckt sind und deshalb nicht in Galerien oder Museen gehen? Wer sagt, dass sie kein Interesse an Kunst haben? Das allgemeine Tamtam ist im öffentlichen Raum weniger groß – es geht schlicht um Kunst und deren Darstellung. Und was bringt Kunst, wenn diese nicht von den Menschen gesehen wird?
Werbung ist überall, Street Art nicht
Es gäbe unzählige Flächen im Stadtraum, die man gestalten könnte, beispielsweise Stromkästen. Fast überall ist die Gestaltung jedoch verboten. Wer daran etwas ändern möchte, muss sehr viele Hürden in Kauf nehmen. Florian Gerer spricht von Glück, dass Feldkirch in seinem Fall so motiviert war – und die Wände der Unterführungen auch tatsächlich der Stadt gehören. Seine Fotoserien sprechen direkt aus dem Leben, berühren und schenken alltägliche Momenten ein neues Bewusstsein.
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„Das Leben kann trist genug sein“, so der Fotograf, „warum darf also nicht viel mehr Kunst frei zugänglich sein für die Menschen? Wir müssen wieder sensibler werden für die schönen Dinge und den Alltag wahrnehmen. Es wird immer kritisiert, wie die Menschen sich in ihren Smartphones vertiefen. Nun ja, wenn es in der Wirklichkeit nichts Interessanteres zu sehen gibt, dann müssen die Menschen sich anders zu helfen wissen. Instagram, Pinterest und Co boomen – also wäre prinzipiell ein Interesse für Gestaltung, Design und Kunst da. Nur leider wird fast jeder künstlerische Ausdruck irgendwo hinverfrachtet, wo ihn niemand sieht. Aber die Werbung, die ist allgegenwärtig und wird uns visuell im öffentlichen Raum aufgezwungen. Geld regiert die Welt. Da kann ich nur Edward Abbey: The monkey wrench gang zum Lesen empfehlen.“
Für den gebürtigen Vorarlberger, die gebürtige Vorarlbergerin ist eine Stadt dann prägend, wenn diese ihren Fokus nicht alleine auf die „Hochkultur“ legt. Umso mehr, wenn sie subkulturelle Schätze nicht nur wahrnimmt, sondern auch fördert. Viele KünstlerInnen nehmen ihr eigenes Geld in die Hand, um etwas für die Öffentlichkeit zu machen, und dabei kommt nur selten Geld zurück. Immer noch fehlt es an Räumlichkeiten, welche auch tatsächlich von unterschiedlichen Leuten genutzt werden können. Es gibt viel kulturelles Angebot – nun muss nur noch dafür gesorgt werden, dass dieses nicht nur ein ganz bestimmtes Klientel anspricht. Denn Kultur ist für uns alle.
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floriangerer.com
Text: Magdalena Hopp, Interview mit Florian Gerer, 2017
Fotos: Patricia Keckeis, What there is of it_Vol. 2, oben;
Magdalena Türtscher, What there is of it, Mitte und unten
Werbung ist überall, Street Art nicht
Es gäbe unzählige Flächen im Stadtraum, die man gestalten könnte, beispielsweise Stromkästen. Fast überall ist die Gestaltung jedoch verboten. Wer daran etwas ändern möchte, muss sehr viele Hürden in Kauf nehmen. Florian Gerer spricht von Glück, dass Feldkirch in seinem Fall so motiviert war – und die Wände der Unterführungen auch tatsächlich der Stadt gehören. Seine Fotoserien sprechen direkt aus dem Leben, berühren und schenken alltägliche Momenten ein neues Bewusstsein.

„Das Leben kann trist genug sein“, so der Fotograf, „warum darf also nicht viel mehr Kunst frei zugänglich sein für die Menschen? Wir müssen wieder sensibler werden für die schönen Dinge und den Alltag wahrnehmen. Es wird immer kritisiert, wie die Menschen sich in ihren Smartphones vertiefen. Nun ja, wenn es in der Wirklichkeit nichts Interessanteres zu sehen gibt, dann müssen die Menschen sich anders zu helfen wissen. Instagram, Pinterest und Co boomen – also wäre prinzipiell ein Interesse für Gestaltung, Design und Kunst da. Nur leider wird fast jeder künstlerische Ausdruck irgendwo hinverfrachtet, wo ihn niemand sieht. Aber die Werbung, die ist allgegenwärtig und wird uns visuell im öffentlichen Raum aufgezwungen. Geld regiert die Welt. Da kann ich nur Edward Abbey: The monkey wrench gang zum Lesen empfehlen.“
Für den gebürtigen Vorarlberger, die gebürtige Vorarlbergerin ist eine Stadt dann prägend, wenn diese ihren Fokus nicht alleine auf die „Hochkultur“ legt. Umso mehr, wenn sie subkulturelle Schätze nicht nur wahrnimmt, sondern auch fördert. Viele KünstlerInnen nehmen ihr eigenes Geld in die Hand, um etwas für die Öffentlichkeit zu machen, und dabei kommt nur selten Geld zurück. Immer noch fehlt es an Räumlichkeiten, welche auch tatsächlich von unterschiedlichen Leuten genutzt werden können. Es gibt viel kulturelles Angebot – nun muss nur noch dafür gesorgt werden, dass dieses nicht nur ein ganz bestimmtes Klientel anspricht. Denn Kultur ist für uns alle.

floriangerer.com
Text: Magdalena Hopp, Interview mit Florian Gerer, 2017
Fotos: Patricia Keckeis, What there is of it_Vol. 2, oben;
Magdalena Türtscher, What there is of it, Mitte und unten