
Villa Müller
Die Villa Müller in Feldkirch wurde 2018 von der Pionier-Gruppe aus NEST, SAAL und Marius Cerha zu neuem Leben erweckt und wurde in ihrem Schaffen von der POTENTIALe unterstützt.
Man könnte sagen, die beiden waren Freunde der ersten Stunde. Die alte Villa und das neue Leben.
Man könnte sagen, die beiden waren Freunde der ersten Stunde. Die alte Villa und das neue Leben.
Feldkirch, Ardetzenberg. Herbstliches Sonnenlicht durchflutet die Villa Müller, die auf vier Monate neuer Zugänglichkeit und gerade frisch auf einen Besuchstag zurückblicken kann: Wie jeden ersten Donnerstag im Monat hat sich wieder eine bunt gemischte Schar eingefunden, um sich umzusehen und sich an Ort und Stelle ein Bild zu machen. Bei solchen Gelegenheiten führt Lukas Böckle durch das Haus. Meistens seien Leute dabei, erzählt er, die das Projekt schon eine Weile über Soziale Medien verfolgten. Andere haben im diffusen Stadtgespräch Wind bekommen von Aktivitäten der Villa Müller und steigen aus Neugier die Himmelsstiege hinauf. Und ein paar kommen, nachdem sie schon einmal einzeln und spontan vorbeischauen hatten wollen und herzlich, aber hart auf die zwei Stunden am Offenen Donnerstagnachmittag verwiesen worden waren. Aus Zeitgründen: In der Villa wird – die geruhsame Atmosphäre trügt! – intensiv „gemacht“.
Fürs Gespräch mit der POTENTIALe verlässt Lukas Böckle, Architekt und Vorreiter der Alternativen Projektentwicklung, den Schreibtisch im Coworking-Space. Draußen im Garten lässt er sich die bloßen Fußsohlen wärmen vom Kies, der sich nunmehr anstelle des all zu moosig gewordenen Grüns zwischen lichtblau gefliestem Pool und Mauer aus Glasbausteinen erstreckt. Der Mitbetreiber der jungen, dabei bereits bewährten Agentur für Leerstandsmanagement NEST schildert die anstehenden Prozesse im Projekt. Wesentliche Weichenstellungen stehen bevor: Man hat vor, sich mit dem sozialen Dienstleistungsunternehmen AQUA Mühle Vorarlberg zusammen zu tun, um die Betriebs- und Entfaltungsmöglichkeiten der Villa Müller nachhaltig zu erweitern. Schon jetzt unterstützt AQUA Mühle das Haus erfolgreich bei der Reinigung und Wäsche.
Die Kreativen des Studio SAAL, das 2017 für die POTENTIALe den Pulverturm vitalisierte, und Architektenkollege Marius Cerha, drei maßgeblich beteiligte Villa Müller-MitgründerInnen vor Ort, sind nach wie vor als kontinuierlich Nutzende der Räumlichkeiten an Bord. Dabei konzentrieren sich Solveig Furu Almo und Lukas Pankraz Mähr allerdings auf eigene Bau- und Planungsprojekte; Tagesgeschehen und Projektgestaltung liegen in den Händen von Lukas Böckle, der in dermaßen vielen Rollen gefragt ist, dass er Leben und Arbeiten nach Feldkirch verlegt hat. Aus seiner Geschichte mit vergleichbaren Projekten in Wien hat Böckle nicht nur reichlich Knowhow auf Lager, sondern auch „einen 40-Fuß-Schiffscontainer Material“. Darauf könnte die Villa Müller bei Bedarf zugreifen – etwa, wenn in den kommenden Wochen und Monaten das Thema Heizen ansteht: Die bestehende Ölheizung könnte durch Infrarotwärme ergänzt, allenfalls ersetzt werden.
Vieles wird von der konkreten Nutzung und Auslastung des Hauses abhängen. „Wir praktizieren nicht form follows function, sondern form follows user“, verknappt Böckle den Zugang von NEST. Die Mittel aus dem bahnbrechenden Villa Müller-Crowdfunding sind eingebracht und aufgebraucht. Dafür sind „Tisis“, „Levis“ und Ähnliche bezugsbereit: Die Villa Müller mit ihren acht Zimmern, die – je nach Ausblick – jeweils nach einem Feldkircher Stadtteil benannt sind, ist als Hotel Garni angemeldet. Zwei der schmucken Räume können aktuell noch über Airbnb gebucht werden. Andere Zimmer sind derzeit belegt von Mitwirkenden der aktuellen, länderübergreifenden Produktion des walktanztheater.com. Während des Gesprächs mit der POTENTIALe verabschiedet sich ein Übernachtungsgast, der am Konservatorium musiziert, aufs freundlichste.
Durch den attraktiven Coworking-Space kam es bereits zu Verschiebungen nach Feldkirch her: Menschen, die davor zum Beispiel die Gelbe Fabrik in Dornbirn zur Erledigung ihrer Jobs nutzten, wissen nun Sphäre und Arbeitsatmosphäre der Villa Müller zu schätzen: Im hellen Raum ganz vorne im Parterre des Hauses wird übersetzt und gezeichnet, geplant und designt, getextet und vernetzt. Ein Kontingent an geteilten Arbeitsplätzen für flexible Nutzung, tage- oder stundenweise, steht weiterhin zur Verfügung. Einen Bereich im Keller könnte sich Lukas Böckle gut als Proberaum vorstellen, für lokale Formationen ebenso wie für Bands, die anlässlich eines Auftritts in der Stadt sind – Zukunftsmusik …!
Handfeste Gegenwart – und für manche schon schöne Erinnerung – ist die Villa Müller als Ort für Feste. Das elegant aus der Zeit gefallene Gebäude mit seinem großzügigen Wohnzimmer („Salon“), dem Panoramazimmer im ersten Stock und dem Entree eignet sich auch für private Veranstaltungen. Geburtstage, Hochzeiten und Taufen wurden schon begangen und könnten, ginge es nach Lukas Böckle, neben Firmen- oder Weihnachtsfeiern eine wesentliche Säule im Nutzungsspektrum sein. Neben anlassbezogenen Vermietungen, für welche die Villa Müller Räumlichkeiten und Infrastruktur zur Verfügung stellt, soll es demnächst auch ein Kulturprogramm geben. Bereits fixiert sind ein Konzert mit Harry Marte und ein Lesekreis zu Michael Köhlmeiers neuestem Buch. Der eine oder andere Bereich des Hauses bietet sich auch für Ausstellungen an, eine Grundausstattung für klassische Hängung wird dieser Tage angebracht.
Eine weitere Komplettbespielung steht gar bevor, wenn alle drei Stockwerke der Villa Müller am Festivalwochenende der POTENTIALe von den ProtagonistInnen der „Messe für junge Design-Talente“ quasi übernommen werden: Tag und Nacht, in- und outdoor bietet sich den ideenreichen GestalterInnen, die hier unter einem Dach einquartiert sind, die Möglichkeit zu internationalem Austausch. Während der Öffnungszeiten präsentieren sie Kleinserien, Objekte aus unterschiedlichstem Material und künstlerische Rauminterventionen – und das Messepublikum erhascht gleichzeitig einen Eindruck von der POTENTIALe Ganzjahreskooperation mit dem Projekt Villa Müller. Auf dass die eine oder der andere dran bleibe: entweder auf eine Donnerstagsvisite, womöglich aber auch mit eigenen Nutzungsbeiträgen und -ideen.
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villamueller.at
Intro-Text: Magdalena Hopp
Artikel: Ein Dritteljahr Entfaltung
(11. Okt. 2018), Petra Nachbaur
Fotos: Patricia Keckeis
Foto unten: Angela Lamprecht
Fürs Gespräch mit der POTENTIALe verlässt Lukas Böckle, Architekt und Vorreiter der Alternativen Projektentwicklung, den Schreibtisch im Coworking-Space. Draußen im Garten lässt er sich die bloßen Fußsohlen wärmen vom Kies, der sich nunmehr anstelle des all zu moosig gewordenen Grüns zwischen lichtblau gefliestem Pool und Mauer aus Glasbausteinen erstreckt. Der Mitbetreiber der jungen, dabei bereits bewährten Agentur für Leerstandsmanagement NEST schildert die anstehenden Prozesse im Projekt. Wesentliche Weichenstellungen stehen bevor: Man hat vor, sich mit dem sozialen Dienstleistungsunternehmen AQUA Mühle Vorarlberg zusammen zu tun, um die Betriebs- und Entfaltungsmöglichkeiten der Villa Müller nachhaltig zu erweitern. Schon jetzt unterstützt AQUA Mühle das Haus erfolgreich bei der Reinigung und Wäsche.


Die Kreativen des Studio SAAL, das 2017 für die POTENTIALe den Pulverturm vitalisierte, und Architektenkollege Marius Cerha, drei maßgeblich beteiligte Villa Müller-MitgründerInnen vor Ort, sind nach wie vor als kontinuierlich Nutzende der Räumlichkeiten an Bord. Dabei konzentrieren sich Solveig Furu Almo und Lukas Pankraz Mähr allerdings auf eigene Bau- und Planungsprojekte; Tagesgeschehen und Projektgestaltung liegen in den Händen von Lukas Böckle, der in dermaßen vielen Rollen gefragt ist, dass er Leben und Arbeiten nach Feldkirch verlegt hat. Aus seiner Geschichte mit vergleichbaren Projekten in Wien hat Böckle nicht nur reichlich Knowhow auf Lager, sondern auch „einen 40-Fuß-Schiffscontainer Material“. Darauf könnte die Villa Müller bei Bedarf zugreifen – etwa, wenn in den kommenden Wochen und Monaten das Thema Heizen ansteht: Die bestehende Ölheizung könnte durch Infrarotwärme ergänzt, allenfalls ersetzt werden.
Vieles wird von der konkreten Nutzung und Auslastung des Hauses abhängen. „Wir praktizieren nicht form follows function, sondern form follows user“, verknappt Böckle den Zugang von NEST. Die Mittel aus dem bahnbrechenden Villa Müller-Crowdfunding sind eingebracht und aufgebraucht. Dafür sind „Tisis“, „Levis“ und Ähnliche bezugsbereit: Die Villa Müller mit ihren acht Zimmern, die – je nach Ausblick – jeweils nach einem Feldkircher Stadtteil benannt sind, ist als Hotel Garni angemeldet. Zwei der schmucken Räume können aktuell noch über Airbnb gebucht werden. Andere Zimmer sind derzeit belegt von Mitwirkenden der aktuellen, länderübergreifenden Produktion des walktanztheater.com. Während des Gesprächs mit der POTENTIALe verabschiedet sich ein Übernachtungsgast, der am Konservatorium musiziert, aufs freundlichste.
Durch den attraktiven Coworking-Space kam es bereits zu Verschiebungen nach Feldkirch her: Menschen, die davor zum Beispiel die Gelbe Fabrik in Dornbirn zur Erledigung ihrer Jobs nutzten, wissen nun Sphäre und Arbeitsatmosphäre der Villa Müller zu schätzen: Im hellen Raum ganz vorne im Parterre des Hauses wird übersetzt und gezeichnet, geplant und designt, getextet und vernetzt. Ein Kontingent an geteilten Arbeitsplätzen für flexible Nutzung, tage- oder stundenweise, steht weiterhin zur Verfügung. Einen Bereich im Keller könnte sich Lukas Böckle gut als Proberaum vorstellen, für lokale Formationen ebenso wie für Bands, die anlässlich eines Auftritts in der Stadt sind – Zukunftsmusik …!
Handfeste Gegenwart – und für manche schon schöne Erinnerung – ist die Villa Müller als Ort für Feste. Das elegant aus der Zeit gefallene Gebäude mit seinem großzügigen Wohnzimmer („Salon“), dem Panoramazimmer im ersten Stock und dem Entree eignet sich auch für private Veranstaltungen. Geburtstage, Hochzeiten und Taufen wurden schon begangen und könnten, ginge es nach Lukas Böckle, neben Firmen- oder Weihnachtsfeiern eine wesentliche Säule im Nutzungsspektrum sein. Neben anlassbezogenen Vermietungen, für welche die Villa Müller Räumlichkeiten und Infrastruktur zur Verfügung stellt, soll es demnächst auch ein Kulturprogramm geben. Bereits fixiert sind ein Konzert mit Harry Marte und ein Lesekreis zu Michael Köhlmeiers neuestem Buch. Der eine oder andere Bereich des Hauses bietet sich auch für Ausstellungen an, eine Grundausstattung für klassische Hängung wird dieser Tage angebracht.
Eine weitere Komplettbespielung steht gar bevor, wenn alle drei Stockwerke der Villa Müller am Festivalwochenende der POTENTIALe von den ProtagonistInnen der „Messe für junge Design-Talente“ quasi übernommen werden: Tag und Nacht, in- und outdoor bietet sich den ideenreichen GestalterInnen, die hier unter einem Dach einquartiert sind, die Möglichkeit zu internationalem Austausch. Während der Öffnungszeiten präsentieren sie Kleinserien, Objekte aus unterschiedlichstem Material und künstlerische Rauminterventionen – und das Messepublikum erhascht gleichzeitig einen Eindruck von der POTENTIALe Ganzjahreskooperation mit dem Projekt Villa Müller. Auf dass die eine oder der andere dran bleibe: entweder auf eine Donnerstagsvisite, womöglich aber auch mit eigenen Nutzungsbeiträgen und -ideen.

villamueller.at
Intro-Text: Magdalena Hopp
Artikel: Ein Dritteljahr Entfaltung
(11. Okt. 2018), Petra Nachbaur
Fotos: Patricia Keckeis
Foto unten: Angela Lamprecht