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Kino in der Kugel
Das Stummfilmkino, ein Projekt der POTENTIALe 2016, wurde vom Architekten Christoph Eppacher entworfen – und ähnelte eher einem Fußball als einem Kino. Groß und rund lag es mitten im Reichenfeld und zog dort nicht nur Cineasten in seinen Bann.



Gefertigt aus Aluminium und Holz, überzogen von einer wasserabweisenden Membrane, innen hohl, leicht und beweglich: Die Möglichkeit, „etwas anders wahrzunehmen“ hat eine große Bedeutung für die Entwicklung einer Stadt. Plötzlich werden gewohnte Perspektiven aufgerüttelt und neue Denkweisen angeregt. Plötzlich werden BewohnerInnen wie auch BesucherInnen eigenständig aktiv und machen sich Gedanken über die Stadt und ihre Alltagskultur. „Es geht auch anders“, so die wiederholte und motivierende Erkenntnis. Um möglichst viele jener Momente der Erkenntnis zu schaffen, setzt die POTENTIALe seit Jahren auf kulturelle Formate, die eine Aktivierung des Stadtraums bewirken – und Lust machen, selbst aktiv zu werden. Diese Projekte generieren keinen kurzfristigen Hype, sondern wachsen langsam und binden lokale Kräfte und Ressourcen ein.



Rollender Rollenwechsel


Plötzlich stand da also diese riesige Kugel. Drinnen keine Leinwand oder Bühne, sondern eine gemeinsame Ebene für alle. Filme, die an die helle Innenwand des Raums projiziert werden. Im Rahmen der POTENTIALe 2016 waren es Filme einer besonderen Kunstrichtung: klassische und moderne Stummfilme, die Live-Musik mit filmischer Inszenierung vereinten – und in zeitgemäßer Interpretation aufgeführt wurden.


„Das Thema Stummfilm beschäftigt mich als Architekt schon seit sehr langer Zeit. Bereits in meiner Diplomarbeit an der Universität Innsbruck habe ich mit dem „Kino der Stummfilme in Odessa“ ein spezielles Kino entworfen. Während des MAK-Schindler Stipendiums in Los Angeles konnte ich Stummfilm-Events im öffentlichen Raum inszenieren, und einen Ausstellungsbeitrag im MAK Center for Art and Architecture umsetzen.“ Christoph Eppacher






Das Stummfilmkino wurde als offener Raum in der Stadt – als sogenannte Begegnungszone – kommuniziert und genutzt. Ähnlich wie schon das Feldhotel vor ihm sollte auch dieses Projekt nicht einfach wieder spurlos verschwinden, sondern langfristig wirken, in Feldkirch, in der Region, in Vorarlberg. Über zwei Monate lang verdeutlichte die Kugel im Reichenfeld, dass man interessierten Menschen Räume zur Verfügung stellen kann, ohne strenge Verbotsregeln oder Bewachung – und dass diese Räume auch entsprechend genutzt werden: In der Mittagspause, im jugendlichen Austausch, für neugierige Kinder und Eltern oder einfach als Dach über dem Kopf. Doch mit der richtigen Nachnutzungsanfrage kam Bewegung in die Kugel und brachte diese bis in die Marktgemeinde Nenzing. Dort wurde es im Rahmen eines Jugendprojektes neu aufgebaut und wirkte weiter, als öffentlicher Raum im öffentlichen Raum.



christopheppacher.at
Text: Magdalena Hopp
Fotos: Magdalena Türtscher